Bluthochdruck

Laut Robert-Koch-Institut betrifft der Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) etwa ein Drittel aller erwachsenen Menschen im Alter von 18 bis 79 Jahren. Der Begriff Blutdruck bezeichnet den Druck, der in den Blutgefäßen herrscht. Als arterielle Hypertonie wird eine dauerhafte Erhöhung des Blutdruckes auf über 140 mmHg systolisch und 90 mmHg diastolisch. Unbehandelt führt der Bluthochdruck zu erschwerter Herzarbeit und vorzeitiger Verkalkung (Arteriosklerose) der Arterien insbesondere im Gehirn, Auge, Herzmuskel und Nierenbereich mit entsprechenden Konsequenzen.
In ca. 90% der Bluthochdruckfälle existiert keine erkennbare Ursache für die erhöhten Blutdruckwerte, dabei handelt sich um eine sogenannte primäre oder essentielle Hypertonie. Diese Form der arteriellen Hypertonie ist oft vererbbar und kommt gehäuft vor bei Rauchern und übergewichtigen Personen.
Bei ca. 10% der Hypertonie-Patienten ist die arterielle Hypertonie durch eine andere Erkrankung verursacht (sekundäre Hypertonie), z.B. durch Verengung der Nierenarterien – das können wir durch eine spezielle Ultraschalluntersuchung diagnostizieren und die notwendige Therapie einleiten.

Koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine sich langsam entwickelnde Verkalkung der Herzkranzgefäße, wodurch die Blut- und somit die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels gestört wird. Die aus Zellen, Fasern, Blutfett- und Kalkresten zusammengesetzten Ablagerungen (Plaques) führen zur Gefäßversteifung und Verringerung des Gefäßquerschnitts, im fortgeschrittenen Stadium auch zum Gefäßverschluss. Durch diese strukturellen Veränderungen kommt es im Laufe der Zeit auch zu einer unzureichenden Funktion der Herzkranzgefäße (Koronarinsuffizienz).
Eine schon dokumentierte aber wenig symptomatische Verkalkung der Herzkranzgefäße wird auch chronisches Koronarsyndrom (früher stabile KHK) genannt.
Der Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist ein lebensgefährliches Ereignis, das im Rahmen der KHK auftreten kann. Der Myokardinfarkt ist eine der häufigsten Todesursachen in den westlichen Industrieländern, in Deutschland erleiden jährlich ca. 280.000 Menschen einen Myokardinfarkt. In der Akutphase dieser Erkrankung sind insbesondere bösartige Herzrhythmusstörungen für die hohe Sterblichkeit verantwortlich, nach der Akutphase führen eine mögliche Herzschwäche sowie Herzrhythmusstörungen langfristig zu Lebensqualitätseinbüßen und erhöhter Sterblichkeit.
Der Myokardinfarkt ist am häufigsten Folge einer akuten Verstopfung eines Herzkranzgefäßes mit einem Blutgerinnsel, meistens bedingt durch einen Plaqueriss – die hierbei entstandene wunde Stelle führt zu einer Aktivierung des Blutgerinnungssystems mit lokaler Gerinnselbildung und nachfolgender Gefäßverstopfung. In dieser Situation muss schnellstmöglich eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt werden, wodurch das verstopfte Herzkranzgefäß wiedereröffnet wird.

Herzklappenerkrankungen

Die Herzklappen sind Ventile, die den Blutfluss in eine einzige Richtung fließen lassen. Sie bestehen aus Einfaltungen der Herzinnenhaut (Endokard) und sind sowohl auf der linken als auch auf der rechten Herzhälfte im sogenannten Herzskelett (bindegewebige Faserplatte zwischen Vorhöfen und Kammern) verankert.
Man unterscheidet jeweils zwei Segelklappen und zwei Taschenklappen. Die Segelklappenn (oder Atrioventrikularklappen) befinden sich auf jeder Seite zwischen Vorhof und Kammer, die linke Segelklappe wird Mitralklappe bzw. die rechte Segelklappe wird Trikuspidalklappe genannt. Die Taschenklappen (oder Semilunarklappen) befinden sich jeweils zwischen Kammer und der abführenden Schlagader. Im linken Herzen trennt die Taschenklappe die linke Kammer von der Hauptschlagader (Aorta) und wird Aortenklappe genannt. Im rechten Herzen trennt die Taschenklappe die rechte Kammer vom Lungenstamm (Truncus pulmonalis) und wird Pulmonalklappe genannt.
Prinzipiell existieren zwei Formen von Herzklappenerkrankungen: Klappenstenose und Klappeninsuffizienz. Bei einer Klappenstenose ist die Klappe verengt, dabei staut sich das Blut vor der verengten Klappe und muss mit erhöhtem Druck durch die Verengung gepumpt werden. Bei einer Klappeninsuffizienz schließt die Herzklappe nicht mehr richtig, das Blut fließ durch die undichte Klappe zurück. Beide Formen führen zu einer dauerhaften Herzbelastung, je nach Lokalisation und Schweregrad des Herzklappenfehlers kann daraus eine Verdickung des Herzmuskels, eine Erweiterung der Herzhöhlen, bedeutsame Herzrhythmusstörungen oder eine Herzschwäche entstehen. Die Herzklappenfehler machen oft jahrelang kaum Beschwerden, ab einem gewissen Zeitpunkt kann aber schnell eine schwer beherrschbare Situation entstehen. Prinzipiell sind Herzklappenfehler mechanische Probleme, die einer mechanischen Lösung bedürfen (Klappenersatz oder Klappenrekonstruktion). Wenn ein Klappendefekt mechanisch behandlungsbedürftig wird, muss immer individuell entschieden werden, ob der Patient durch eine offene Operation oder durch eine Intervention behandelt werden muss. Dieser Entscheidungsprozess findet immer in Zusammenarbeit mit unseren erfahrenen Klinikpartnern (siehe Kooperationspartner & Links ).

Herzmuskelerkrankungen

Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) sind durch Veränderungen der Herzmuskelstruktur verursacht, die zu einer Abnahme der Pumpleistung führen. Folgende Symptome können auftreten: Atemnot, Brustschmerzen, Leistungsminderung, Herzrhythmusstörungen, Ödeme, Schwindel und Ohnmachtsanfälle.
Die dilatative Kardiomyopathie ist die häufigste Kardiomyopathieform, dabei ist der Herzmuskel ermüdet und kann den Körper nur unzureichend mit Blut versorgen.
Die hypertrophe Kardiomyopathie ist durch einen krankhaft verdickten Herzmuskel charakterisiert. Dabei kommt es zu Symptomen bedingt durch Sauerstoffmangel aufgrund erhöhter Herzmuskelmasse und Überforderung der Herzkranzgefäße.
Bei der restriktiven Kardiomyopathie kommt es zu Symptomen durch Versteifung des Herzmuskels aufgrund einer vermehrten Bildung von Bindegewebe.
Es existiert zudem eine ganze Reihe seltener Kardiomyopathien, die unterschiedlichen Entstehungsvorgänge präsentieren: Non-compaction-Kardiomyopathie, Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, peripartale Kardiomyopathie, arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie, Kardiomyopathien im Rahmen neuromuskulärer Erkrankungen oder als Folge angeborener Herzfehler.

Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen sind Störungen der normalen Herzrate (Puls), die vielfältige Ursachen haben können. Prinzipiell kann dabei das Herz stolpern (Extrasystolen) oder zu langsam (Bradykardie), zu schnell (Tachykardie) bzw. unregelmäßig (Arrhythmien) schlagen. Viele Herzrhythmusstörungen sind harmlos, einige können aber gefährlich oder sogar lebensbedrohlich sein. Die im Vorhof entstehenden Herzrhythmusstörungen können unangenehm sein, sind aber meistens nicht lebensbedrohlich. Ausnahme macht das sogenannte Vorhofflimmern, das durch Blutgerinnselbildung im Vorhofohr zu Schlaganfall oder Verschlüssen von Bauch- und Gliederarterien führen kann. Ein lang bestehendes Vorhofflimmern kann zudem zur Abnahme der Herzpumpkraft mit nachfolgender Herzschwäche führen. Anhaltende Herzrhythmusstörungen die in der Herzkammer entstehen (Kammertachykardien oder Kammerflimmern) sind lebensbedrohlich, weil sie zu Kreislaufstillstand führen, der ohne sofortige Widerbelebung tödlich ist. Durch unsere langjährige Expertise können Ihre Herzrhythmusstörungen adäquat diagnostiziert und behandelt werden, bei Bedarf auch in Zusammenarbeit mit unseren erfahrenen Klinikpartnern (siehe Kooperationspartner & Links).

Herzschwäche

Eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist definiert als verminderte oder unzureichende Leistungsfähigkeit des Herzens, dadurch kann der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. Sie ist Endstadium zahlreicher Herzerkrankungen und eine der häufigsten Todesursachen überhaupt. In Deutschland existieren ca. 2 Millionen Herzinsuffizienz-Patienten. Die häufigsten Ursachen einer Herzinsuffizienz sind die arterielle Hypertonie und die koronare Herzkrankheit (KHK).
Die Einteilung der Herzinsuffizienz kann nach verschiedenen Prinzipien gemacht werden. Bezogen auf den Entstehungsvorgang existieren drei Möglichkeiten: durch systolische Kammerfunktionsstörung, wo die Auswurfleistung aus verschiedenen Gründen verringert ist (z.B. bei großen Myokardinfarktnarben, im Rahmen einer Herzmuskelentzündung, bei einer Aortenklappenstenose oder -insuffizienz) , durch fehlerhafte Entspannung des Herzmuskels (z.B. bei Bluthochdruck), durch lang andauernde Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern).
Die Patienten haben eine reduzierte Lebensqualität und können Luftnot, Wasseransammlungen (Beine, Rumpf, Lunge), nächtliche Hustenanfälle mit Luftnot („Asthma cardiale“), Schwächegefühl und Leistungsminderung beklagen.
Bei jedem Patienten mit Herzschwäche muss die zugrundeliegende Herzerkrankung (z.B. Bluthochdruck, KHK, Klappenfehler) optimal behandelt werden. Zudem müssen die kardiovaskulären Risikofaktoren (z.B. Blutfette, Diabetes mellitus) optimiert und Lebensstiländerungen (z.B. Rauchstopp) herbeigeführt werden. Eine moderate körperliche Belastung wirkt sich ebenso positiv aus.
Die Herzinsuffizienz-Therapie wird mit einer Kombination aus verschiedenen Medikamenten realisiert – dadurch wird die Leistungsfähigkeit des Herzens gesteigert, die Lebensqualität verbessert und die Lebenserwartung verlängert. In manchen Fällen sind zusätzlich zur Medikation auch andere Maßnahmen notwendig:  Verbesserung der Herzmuskeldurchblutung im Rahmen einer Katheterintervention oder Bypass-Operation, Resynchronisationstherapie zur Optimierung der Herzmuskelarbeit, Implantation eines Defibrillators wenn bösartige Herzrhythmusstörungen drohen.
Letzte Möglichkeit einem Patienten mit unzureichend behandelbarer Herzschwäche zu helfen ist die Herztransplantation.

Entzündliche Herzerkrankungen

Je nachdem, welcher Teil des Herzens von einer Entzündung betroffen ist, unterscheidet man eine Entzündung der Herzinnenhaut bzw. der Herzklappen (Endokarditis), eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) und eine Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis). Wenn alle Teile des Herzens im entzündlichen Prozess involviert sind spricht man von Pankarditis.
Eine Herzklappen-Endokarditis wird fast ausschließlich durch Bakterien verursacht. Dabei können sich bakterienhaltige Klumpen auf der entzündeten Herzklappe ablagern, die dann zur Zerstörung der normalen Klappenstruktur führen können (Klappenstenose und/oder -insuffizienz). In diesem Fall ist nicht selten ein operativer Herzklappenersatz notwendig. Zudem können diese Klumpen in die Blutbahn gespült werden und lebensbedrohliche Situationen (z.B. septisch-embolische Hirninfarkte) verursachen.
Eine Myokarditis wird in Europa und Nordamerika meistens durch Viren (z.B. ein nicht auskurierter Virusinfekt), in Südamerika meistens durch Parasiten (Chagas-Krankheit durch Trypanosoma cruzi) verursacht. Der entzündete Herzmuskel präsentiert eine reduzierte Pumpkraft, das führt zu multiplen Symptomen (Luftnot, Wasseransammlungen, gut- oder bösartige Herzrhythmusstörungen, Ohnmachtsanfälle). Die Myokarditis heilt in den meisten Fällen aus, selten kann sie aber chronisch verlaufen oder sogar tödlich enden.
Eine Perikarditis wird auch in den meisten Fällen durch Viren verursacht, kann aber auch im Rahmen anderer Erkrankungen (z.B. Autoimmunerkrankungen, Herzinfarkt, Niereninsuffizienz oder Krebserkrankung) auftreten.
Häufig lässt sich eine Myokarditis von einer Perikarditis nicht ganz trennscharf unterscheiden, ein primär entzündeter Herzbeutel führt zur Entzündung auch des darunter liegenden Herzmuskels.

Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH)

Vor Jahrzehnten noch sind Patienten mit angeborenen Herzfehlern meist im Kindesalter gestorben, nur wenige konnten das Erwachsenenalter erreichen. Durch die beeindruckenden Fortschritte der Herzchirurgie und Kardiologie konnten immer mehr solche Kinder – die mindestens einmal operiert wurden – das 18. Lebensjahr überschreiten. In seltenen Fällen, wenn diese Herzfehler gut kompensiert sind, kann eine solche Diagnose erst im Erwachsenenalter gestellt werden. Das Spektrum dieser Erkrankungen ist breit, von Erkrankungen mit niedriger Komplexität (z.B. Vorhofseptumdefekt oder Mitralklappenprolaps) bis zu sehr komplexen Situationen (z.B. Transposition der großen Arterien oder Fallot-Tetralogie).
Bedingt durch die anatomische und funktionelle Vielschichtigkeit solcher Erkrankungen werden diese Patienten von EMAH-Spezialisten in überregionalen Zentren betreut.

Das Herz im Alter

Die Alterung des menschlichen Körpers ist ein komplexer Prozess, dessen Ausmaß und Geschwindigkeit von körpereigenen und äußerlichen Faktoren bestimmt wird. Dabei können zum einen Erkrankungen im jüngeren Lebensalter, genetische oder hormonelle Gegebenheiten eine Rolle spielen, zum anderen können Tabak und andere Noxen den Alterungsprozess beschleunigen.
Als leistungsfähigstes Organ des menschlichen Körpers ist das Herz besonders anfällig für vorzeitige Verschleißerscheinungen. Oft ist nicht auszuschließen, dass die als physiologisch wahrgenommenen Veränderungen eines alternden Herzens eigentlich beginnende Stadien von Erkrankungen sind.
Die altersbedingte abnehmende Elastizität der Gefäße führt zu Blutdruckerhöhung, die wiederum eine erschwerte Herzarbeit, die Verschlechterung der Nierenfunktion sowie eine Beeinträchtigung der Hirndurchblutung als Folgen haben kann.
Im Alter kommt es vermehrt zu Arterienverkalkungen (Arteriosklerose), die dabei möglichen Verengungen und Verschlüsse können zu relevanten Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, des Gehirns und der Beine mit entsprechenden Konsequenzen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Schaufensterkrankheit) führen.
Die altersbedingte Degeneration des kardialen Reizleitungssystems kann zu potenziell lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.